Natur in Kirchberg

Erleben Sie die vielfältige Natur in der Gemeinde Kirchberg und lernen Sie ausgewählte Lebensräume, Tier- und Pflanzenarten kennen.

Flachmoore

Die Gemeinde Kirchberg weist einige Flachmoore auf – einzigartige Feuchtgebiete, die im Lauf der Zeit auf vernässten Böden entstanden waren. Moore entwickeln sich, wenn der Boden ständig nass bleibt und sich pflanzliche Reste darin mangels Sauerstoff nicht mehr vollständig zersetzen. Das abgestorbene Material reichert sich als Torf an und der Boden bleibt sehr arm an verfügbaren Nährstoffen. Auf solch extremen Böden, in einem weit entwickelten Moor, können nur spezialisierte Pflanzen wachsen.

Heute zählen die Moore zu den gefährdendsten Lebensräumen der Schweiz. Oft sind sie beeinträchtigt durch Nährstoffeinträge und Trockenheit. Rund 90 Prozent dieser speziellen Feuchtlebensräume wurden bereits in der Vergangenheit für Landnutzung und Torfabbau zerstört. Deshalb sind auch die Tier- und Pflanzenarten der Moore oft stark gefährdet.

Das wohl bekannteste Flachmoor Kirchbergs, das Turpenriet, ist ein Flachmoor von nationaler Bedeutung. Etliche weitere Flachmoore sind in der Kirchberger Schutzverordnung verzeichnet. Geschützte Moorflächen finden sich unter anderem auch im Senis und im Nördli.

Amphibienlaichgewässer

Das Turpenriet mit dem «Eisweiher», der auf einer einstigen Torfabbaufläche entstanden war, ist ein Amphibienlaichgebiet von nationaler Bedeutung. Weitere für den Schutz der Amphibien äusserst wichtige Kleingewässer befinden sich unter anderem auf den ökologischen Ausgleichsflächen der Kiesgrube Holcim in Kirchberg.

Mehrere ablassbare Laichgewässer im Wisgraben und eine grosse Flutwiese im Riedenboden wurden gezielt für gefährdete Arten angelegt. Kreuzkröten und Gelbbauchunken können sich hier fortpflanzen. Diese «Pionierarten» haben sich auf unstete, zeitweilig austrocknende und dadurch konkurrenzarme Kleingewässer spezialisiert, wie sie sonst kaum mehr in der Landschaft vorhanden sind. Andere Kleintiere wie Berg-, Teich- und Fadenmolch sowie eine Vielzahl verschiedener Libellen finden sich ebenfalls regelmässig bei den Gewässern im Umfeld der Kiesgrube ein.

Wichtig für die Amphibien ist es, dass keine Fische in den kleinen Gewässern ausgesetzt werden. Diese würden Laich und Kaulquappen verzehren und die Kleintiere solcher Lebensräume extrem dezimieren. Einheimische Fische leben in grösseren Teichen der Gemeinde, so im grossen Müliweiher und im Lamperswiler Weiher.

Naturschutzgebiet Ischnitt

Die Magerwiesen und Riedflächen des Naturschutzgebiets Ischnitt, welches in der Nähe der ökologischen Ausgleichsflächen der Kiesgrube Holcim liegt, sind wertvoller Lebensraum für eine Vielfalt von Pflanzen und Tieren. Die Streuwiesen würden im Laufe der Zeit verbuschen, wenn der Natur ihren Lauf gelassen würde. Streuwiesen gehen auf eine frühere Nutzung zurück, denn auf diesen Wiesen wurde jeweils im Herbst Streuematerial für Tierställe geschnitten. Im Gegensatz zu Futterwiesen wurden sie nicht gedüngt. Um diese Riedflächen zu erhalten, findet jeweils im Herbst der traditionelle Pflegetag des Naturschutzvereins Kirchberg im Ischnitt statt.

Erlebnisraum Altbachwald

Die Interessengemeinschaft IG Erlebnisraum Altbachwald ist ein breit abgestützter Zusammenschluss verschiedener Akteure und soll das langfristige Bestehen des Erlebnisraums im Altbachwald sichern. Der IG gehören die Gemeinde Kirchberg, die Katholische Kirchgemeinde, die Schulgemeinde, die Dorfkorporation, das Forstrevier sowie die Jagdgesellschaften Gähwil und Dietschwil und wir als Naturschutzverein an. Gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrpersonen der Oberstufe Kirchberg haben Vertretende der IG den Naturlehrpfad im Erlebnisraum Altbachwald angelegt. Der mit einem Grillplatz ausgestattete Erlebnisraum bietet viel Wissenswertes zum Lernen und Entdecken rund um das Ökosystem Wald, darunter ein «Waldbodenfenster» und ein eigens gestaltetes Holzmusterhüsli. Besucher sind stets gern willkommen!

Artenvielfalt

Der Rückgang der Artenvielfalt hat besorgniserregende Ausmasse angenommen. Landschaftliche Veränderungen durch den Menschen, der Klimawandel und andere Gefährdungsursachen setzen Tieren und Pflanzen zu. Auch in Kirchberg ist diese weltweite Entwicklung festzustellen. So sind im Lauf der letzten Jahrzehnte mehrere Vogelarten extrem selten geworden oder gar ganz aus der Gemeinde verschwunden – darunter der Kiebitz, das Wappentier unseres Naturschutzvereins. Er brütete einst im Turpenriet. Eher im Stillen verläuft der Schwund der Insekten und anderer unauffälliger Kleintiere, sowie der einheimischen Pflanzenvielfalt.

Naturschutzmassnahmen sind also wichtig, um die Vielfalt der heimischen Arten wieder zu fördern und die Ökosysteme zu stärken. So zeigen sich vereinzelt auch wieder Rückkehrer in der lokalen Tierwelt, wie der Biber, dessen Nagespuren am ein oder anderen Bachufergehölz zu sehen sind.

Die Vorkommen von seltenen Arten werden möglichst genauer erfasst, wobei oft auch Mitglieder des Naturschutzvereins ihre Beobachtungen melden. Im Rahmen des Vernetzungsprojekts beispielsweise, welches sich speziell der biologischen Vielfalt im Kulturland widmet, wurden seitens der Ökokommission der Gemeinde Ziel- und Leitarten festgelegt. Zielarten sind dabei lokal bis regional vorkommende, national gefährdete Arten, die erhalten und gefördert werden sollen und für welche die Schweiz in Europa eine besondere Verantwortung trägt. Leitarten sind charakteristisch für eine Region und repräsentativ für einen bestimmten Lebensraum.

Ziel- und Leitarten in der Gemeinde Kirchberg sind derzeit Uferschwalbe, Gartenrotschwanz, Zauneidechse, Kreuzkröte, Gelbbauchunke, Teichmolch, Warzenbeisser, Gartenbaumläufer, Neuntöter, Grünspecht, Feldhase, Schachbrettfalter, Fettblatt und Mauerbienen. Sie stehen also im Mittelpunkt der Bemühungen, mit passenden Massnahmen zur Aufwertung der Lebensräume in der Kulturlandschaft die Artenvielfalt lokal zu fördern.